Lärm über Pankow – 77 Dezibel auf dem Schulhof!

In der Hadlichstraße und ihrer Umgebung ist es laut, das kann man sachlich feststellen. Am S-Bahnhof Pankow fahren viele Autos vorbei. Auch die zahlreichen Busse sind nicht ohne. Dazu rattert die Straßenbahn, es quietscht die S-Bahn und es rumpelt der Güterzug. Und über alldem dröhnen Flugzeuge von und nach Tegel. Ergebnis: 80 Dezibel am Tag sind der Normalfall.

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Übrigens nicht nur auf der Straße. Auch im Café. Die Türen stehen offen, weil es warm ist. Der Geräuschpegel von außen wird ergänzt durch Musik und Gespräche. Es ist definitiv laut, aber: Ist das Lärm? Lärm ist eine negativ besetze Bezeichnung für einen hohen Geräuschpegel. Teller, die aufeinander schlagen im Café steigern den Geräuschpegel im Café wieder auf knapp 80 Dezibel.

Nicht jeder empfindet spielende Kinder als Lärm. Doch die Kinder tun es. Sie sagen: Nein, die Flugzeuge sind kein Problem. Es ist hier tierisch laut, weil 200 Kinder auf dem Schulhof lärmen. Es gibt keinen ruhigen Rückzugsort. Das ist das Problem!

Bei meinem Besuch in der SchuleEins traf ich den Schulleiter, Herrn Dr. Oels, die stellvertretende Schulleiterin Frau Meschko und Schüler*innen unterschiedlicher Altersgruppen. Die Schüler waren sich einig, sie hören die Flugzeuge nicht mal im Unterricht. Weil sie sich auf den Unterricht konzentrieren, sagen sie. Das könnte eine Erklärung sein, warum die Flugzeuge nicht als störend wahrgenommen werden: Der Flugzeuglärm wird ausgeblendet, um sich konzentrieren zu können.

Vielleicht hängt es aber auch davon ab, wie viel Verantwortung man hat. Denn Herr Dr. Oels und Frau Meschko sind sich wiederum einig: Die Flugzeuge stellen eine Belastung dar – es handelt sich um Lärm!

In Kooperation mit dem VCD Nordost (das Vorstandsmitglied Christian Kölling war anwesend) führte ich am 1. Juni, dem internationalen Kindertag eine Lärmmessung in der SchuleEins durch. Das Ergebnis: 77 Dezibel auf dem Schulhof und zwar außerhalb der Pause in einer ruhigen Ecke. Und das an einem bedeckten Tag, d.h. die Wolkendecke mindert den Geräuschpegel erheblich. Richtig laut wird es an einem sonnigen Tag, wenn bei Ostwind die Flugzeuge von Tegel über Pankow starten.

Alles in allem sind das alarmierende Werte. Vor allem dann, wenn man die Ergebnisse der NORAH-Studie (zum Rhein-Main-Gebiet) hinzuzieht. Am 31. August 2014 wurden die Ergebnisse zu den „Wirkungen chronischer Fluglärmbelastung auf kognitive Leistungen und Lebensqualität bei Grundschulkindern“ vorgestellt. Es zeigten sich beeinträchtigende Effekte der Fluglärmexposition am Schulstandort auf die Leseleistungen der Kinder. Und selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, dass viele Faktoren auf die Lernleistung Einfluss nehmen, kam die Studie zu dem Ergebnis: Man kann davon ausgehen, dass die Fluglärmbelastung im Rhein-Main-Gebiet tatsächlich einen kausalen Störfaktor bei der Leseentwicklung der Kinder darstellt.

Das sind schlechte Startbedingungen für die nächste Generation! Die Menschen bleiben mit dem Fluglärm von Tegel einfach alleine. Wir brauchen endlich einen Ausgleich und Projekte, die die Lebenssituation der Pankower*innen verbessern!

SchuleEins

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